Schloß Molsdorf zur Zeit des Grafen Gustav Adolf Gotter
"Es lebe die Freude!", so erschallte es im Schloß Molsdorf zur Zeit des Grafen Gustav Adolf Gotter. Es war der vorgeschriebene Gruß, mit dem sich die Mitglieder des "Ordens des Frohsinns" willkommen hießen.
Die Ordensgesellschaft bestand aus Mitgliedern des Hofes und einer Reihe adliger Damen und Herren. Innerhalb des Ordens waren alle gleich wie Brüder und Schwestern. Die für ihre Zusammenkünfte bestimmte Ordenstracht bestand aus einem weiten olivbraunen Domino mit herabhängender Kapuze, einem rosafarbenen Gürtel und als Kopfbedeckung einem Strohhut, der mit rosafarbenen Bändern geschmückt war. Ziel des Ordens war es, so konnte man es im Statut nachlesen, eine vernünftige, immer reine, immer gleichmäßige Freude zu genießen, welche die Seele erhebt, ohne sie zu beunruhigen oder den bitteren Nachgeschmack der Reue zurückzulassen.
Und im Schloß des Grafen Gotter war es wahrlich nicht schwer, Freude zu genießen. Die Dinner waren luxuriös, und der Wein floß in Strömen. Es wurde getanzt, geschwärmt, gescherzt, geschäkert und so mancher glühende Kuß wurde auf ein Strumpfband oder eine nackte Schulter gedrückt. Der Graf selbst war der aufmerksamste und liebenswürdigste Gastgeber, den man sich denken konnte. Er verstand es, seine Gäste anzuregen und zu erfreuen.
So erhielten die Gäste Champagnergläser ohne Fuß, so daß der schäumende Wein in einem Zug ausgetrunken werden mußte und die Stimmung somit in kürzester Zeit aufs äußerste gehoben wurde.
Heute ist es im Schloß Molsdorf und im Park stiller geworden. In den Räumen des Schloßes finden Ausstellungen und Konzerte statt und nur Bilder, Skulpturen und Deckengemälde erinnern noch an die Zeit des Grafen Gotter. Doch im Park, da rauschen die alten Bäume und erzählen flüsternd die Geschichten von damals.